
Wir schreiben den 25. März 2014 - ein kalter und nebliger Tag in Berlin. Es ist früh an diesem Dienstagmorgen, in der Stadt bahnen sich Tausende Autos den Weg durch die verstopften Straßen. Rund um die U-Bahn-Stationen und Bushaltestellen eilen die Menschen geschäftig hin und her, alle auf dem Weg in ihre Büros, Läden und Geschäfte, um der täglichen Arbeit nachzugehen. Das übliche Durcheinander in der deutschen Hauptstadt, wie fast an jedem Morgen.
In einer kuschligen Wohnung, im Osten der Stadt, geht es viel entspannter zu. Holger schlürft in Ruhe seinen Morgenkaffee, aus dem Radio dudelt Musik. Seit den 1990ern, seit der Wiedervereinigung, zählt er sich zurecht zu den enthusiastischsten Stewart-Fans in ganz Deutschland. „Ich bin ja in der DDR aufgewachsen, da war es nicht so einfach, alles von Rod Stewart zu verfolgen. Aber ich habe schon einiges mitbekommen. Und als dann die Mauer fiel, da lebte ich mein Fandasein einfach aus“, erzählt er. Holger startete durch und es gab kaum ein Konzert in Deutschland, bei dem er nicht in der ersten Reihe stand oder saß. „Sitzen ist für‘n Arsch“, betont Holger. „Bei einem Konzert von Rod Stewart muss man doch stehen. Auch wenn alle Arenen inzwischen bestuhlt sind“. Aber stehen oder sitzen – Hauptsache dabei und das immer in der ersten Reihe, auch bei den heutzutage enormen Ticketpreisen, ist das für Holger ein Muss. „Die Konzerte haben mich ein kleines Vermögen gekostet, aber man lebt ja nur einmal, wa?“, berlinert der Blondschopf. „Natürlich bin ik ooch in diesem Jahr wieder dabei“. Rod Stewart spielt 2025 Konzerte sieben Konzerte in Deutschland, kommt im Mai und im November/Dezember nach Dortmund, Bremen, Hamburg, Leipzig, Köln, München und Mannheim.
Aber wir schweifen ab. Holger trinkt also seinen Kaffee, wie immer, bevor er zur Arbeit fährt, und ahnt noch überhaupt nicht, was ihm die nächsten Stunden bringen sollten.
Alles sieht nach einem ganz normalen Tag des Berliners im Büro aus. Dann wird er aber auf einmal hellhörig, im Radio wird über Rod Stewart gesprochen. Holger geht davon aus, dass der Sender mal wieder eine dieser Werbungen macht für die im Sommer angekündigte Deutschland-Tour, die den Briten auch zu einem Konzert nach Berlin bringen sollte.
Als dann der Sprecher im Zusammenhang mit Sir Rod aber über das Stadion an der Alten Försterei (die Heimspielstätte des Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin) redete, hörte der Berliner genauer hin. Und bekam zu hören, dass der Sänger an diesem Tag zu einem Promo-Termin nach Berlin kommen sollte, der ihn unter anderem an die Alte Försterei führen sollte.
Von jetzt auf gleich war es mit der Ruhe bei Holger vorbei. Er sah die Möglichkeit, sich endlich seinen großen Traum erfüllen zu können, nämlich Rod Stewart einmal persönlich zu treffen und vielleicht sogar ein Autogramm ergattern zu können.
Holger war sofort on fire. Rod Stewart kommt nach Berlin und wird an der Alten Försterei sein. Heute. Die Tagesplanung war somit auf den Kopf gestellt. Der Rod-Fan rief sofort seinen Chef an und nahm sich spontan einen Tag frei. Dann warf er sich in seine Klamotten, schnappte sich seine Fotokamera und steckte sich Rod Stewarts Autobiografie ROD in den Rucksack. So „bewaffnet“ machte sich der heutige 56-Jährige auf den Weg zur Alten Försterei.

Wenige Minuten später – das Stadion und Holgers Wohnung liegen nicht allzu weit auseinander – kam er an der Försterei an und es begann eine lange Zeit des Wartens. Dick eingepackt stand Holger vor dem Stadioneingang und hoffte bei jedem Auto, das um die Ecke bog, dass es endlich der Wagen wäre, der Sir Rod zu seinem Promo-Termin bringt. Aber zunächst passierte nichts.
Derweil schwebte am Flughafen Schönefeld, etwa 14 Kilometer von der Försterei entfernt, ein Privatjet aus London ein: Rod Stewart war gelandet. Und hatte auch seine Frau Penny im Schlepptau. Unser Holger ahnte davon aber nichts, er stand weiter tapfer in der Berliner Kälte und wartete auf die Ankunft seines Helden.
Um sich die lange Zeit des Wartens ein wenig zu verkürzen, chattete und telefonierte Holger derweil mit einigen Freunden. Darunter auch der Verfasser dieser Geschichte, der sich daran erinnert, dass Holger von Minute zu Minute „hibbeliger“ wurde und bei jedem Auto, das sich dem Stadion auch nur entfernt annäherte, sagte: „Das ist er“ oder „Da ist er drin“. Der tapfere Holger ahnte noch nicht, dass es noch Stunden dauern sollte, bis er sein Idol treffen würde.
Aber er hielt wacker durch, trotze der Kälte und dem immer wieder einsetzenden Nieselregen und wartete. Und wartete. Und wartete.

Es wurde Nachmittag, Holger stand nun schon seit rund vier Stunden vor dem Stadion im Stadtteil Köpenick. Gegen 16.30 Uhr – so erinnert sich der Autor, der zu diesem Zeitpunkt gerade mit Holger telefonierte – wurde der standhafte und hartnäckige Rod-Stewart-Fan dann auf einmal ganz aufgeregt. „Da kommt ein dunkler Van, es scheint ein Mercedes zu sein, der hat dunkle Scheiben. Das muss er sein“, rief Holger ganz aufgeregt in sein Telefon. „Da ist ein Tor auf jetzt und der Wagen fährt aufs Stadiongelände. Jetzt hält er an…..“ Und damit drückte Holger seinen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung weg.
Und nun? War etwa Holgers Handyakku leer? Oder was passierte da jetzt gerade? Die Auflösung folgte einige Minuten später. Auf einmal klingelte wieder das Telefon. „HOLGER ruft an…“ stand auf dem Display des Verfassers. Und der konnte sich kaum noch einkriegen. „Er ist da, ich habe ein Foto gemacht und er hat mir meine Autobiografie unterschrieben. Penny ist auch dabei….“, stammelte er ins Telefon.

Holger war völlig von der Rolle – vor Glück. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte und die erste Aufregung gewichen war, erstattete er „Bericht“: „Als der Van durch das Tor aufs Stadiongelände gefahren war, hielt er auf einmal an, eine Tür ging auf und Rod steckte seinen Kopf heraus. Er winkte mich heran, ich solle doch herkommen. Im Auto saßen Rod und Penny und grinsten mich an. Wir sprachen ein wenig miteinander – aber frag mich jetzt nicht, worüber wir gesprochen haben. Dann haben wir noch Bilder gemacht und Rod hat mein Buch mit einer Widmung signiert. Jetzt sind sie ins Stadion gegangen. Und ich stehe hier wieder“.
Holger war total überwältigt, sein Traum, sein größter Traum war soeben in Erfüllung gegangen – er hatte seinen Helden, Sir Rod, tatsächlich getroffen. „Das Schönste war, dass er eigentlich an mit vorbeigefahren ist, und mich dann doch noch zu sich herangewunken hat“, schwärmte Holger.
Während Rod Stewart dann seine Interviews und Fotoshoots im Stadion absolvierte, machte sich ein total durchgefrorener, aber vollkommen begeisterter Holger wieder auf den Weg nach Hause. „Ich konnte das erst so gar nicht glauben, was da heute passiert ist“, sagte er später am Telefon. „Ich muss das alles erstmal alles sacken lassen“. Sprach’s und legte eine Rod-Stewart-CD in seinen Player. Einmal Rod, immer Rod eben.
So berichtete der Berliner Kurier über diesen Tag

CREDITS
Text: Martin Heidt für STORYTELLER
Bilder: Holger Slomski & Berliner Kurier
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