Nicht ganz die „same old“ Setliste: Rod Stewart überrascht das Publikum in Herning

Wenn du als Sänger selbst diejenigen deiner Fans überraschen kannst, die dich bereits viele Jahre lang unterstützen und mehrere Hundert Konzerte von dir gesehen haben, dann darfst du dir eigentlich auch einmal selbst auf die Schulter klopfen. Aber dazu später mehr.

Superstar Rod Stewart trat gestern in der Jyske Bank Boxen im dänischen Herning vor über 10.000 Besuchern auf und spielte als Abschluss seines ereignisreichen Tournee-Jahres ein „mitreißendes und farbenfrohes Konzert“, wie es das Messecenter Herning in einem Konzert-Rückblick nannte.

Stewart begeisterte die dänischen Fans mit einer Setlist von 23 Songs, die viele seiner großen Hits, wie Maggie May oder Young Turks beinhaltete. Der Brite, der in wenigen Wochen seinen 80. Geburtstag feiert, begann den Abend in Topform und mit allerbester Laune und eröffnete die Show mit dem 1984-Klassiker Infatuation.

Allerdings war an diesem insgesamt so gelungenen Abend der Anfang etwas holprig: Rod verpasste beim Auftaktsong seinen Einsatz und musste noch einmal neu beginnen. Er nahm es aber mit professioneller Lässigkeit. "Sorry Ladies and Gentlemen, I fucked it up", rief er dennoch gut gelaunt ins Publikum und setzte nach einem weiteren sehr kurzen Intro aus Dudelsack-Musik neu an. Der zweite Anlauf passte dann und wem da noch nicht die Füße gezappelt haben, der dürfte spätestens bei Havin‘ a Party aus seinem Sitz geschnellt sein und die Arena mit Tausenden anderen in einen großen Tanzsaal verwandelt haben.

Es ging Schlag auf Schlag, Hit folgte auf Hit: You Wear It Well, Ooh La La, Rollin‘ & Tumblin‘, Stay With Me, Forever Young - Sir Rod drückte kurz vor Weihnachten nochmals so richtig auf die Tube.

Dann aber kam es zu einem eher seltenen Moment, der selbst über viele Jahre gestählte Stewart-Anhänger staunen ließ. Rod performte einen Song seines Albums Soulbook (2009), der es zuletzt vor 14 Jahren auf eine Konzertsetliste des 79-Jährigen geschafft hat: It’s The Same Old Song.

Opening Herning

„Wenn du denkst, du hast schon alles gehört, dann ist auf einmal dieser Song auf der Setliste“, war selbst Ruth Hannuschka baff. Ruth begleitet Rod schon seit etlichen Jahren und darf von sich behaupten, eigentlich alles bei ihren zahlreichen Konzertbesuchen erlebt zu haben.

Wenn also auch Ruth in so einem Moment staunend auf die Bühne starrt, dann darfst Du Dir aber ganz sicher auf die eigene Schulter klopfen, lieber Rod (siehe oben). Überraschung zu 100 % gelungen!

Nach diesem seltenen Highlight ging es dann im normalen Takt und mit den gewohnten Songs weiter: The First Cut Is The Deepest, I Don’t Want To Talk About It, I’d Rather Go Blind, Downtown Train. Dann übernahm die Band die Bühne mit I’m Every Woman und gab Sir Rod Zeit für eine kleine Erfrischung und einen Kostümwechsel hinter der Bühne.

Same Old Song in Herning: Video: Ruth Hannuschka

Mit Rhythm Of My Heart und der klaren Botschaft gegen den Krieg in der Ukraine kehrte Rod zurück und gönnte auch den Fans mit Tonight’s The Night und Have I Told You Lately eine kurze Pause zum Durchschnaufen. Nach einem weiteren Kostümwechsel ging es dann aber wieder mit Vollgas in den letzten Abschnitt der Show. Bei Some Guys Have All The Luck, Baby Jane und Da Ya Think I’m Sexy wurde auch dem feiernden Publikum noch einmal voller Einsatz abverlangt.

Mit Sailing endete die zweistündige Show. Der Welthit wurde nochmal zu einem Höhepunkt des Abends, fast alle Menschen in der Arena sangen mit. Danach wünschte Sir Rod allen Anwesenden frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr und verließ unter dem tobenden Applaus der Fans die Bühne.

Der Verfasser des MCH-Konzert-Rückblicks ließt sich von der Begeisterung der Fans anstecken. „In weniger als einem Monat wird Rod Stewart 80 Jahre alt, aber er ist immer noch stark wie ein 27-Jähriger“ , schwärmte er und setzt drauf: „Rod Stewart selbst war in Topform, sang und tanzte sich durch die fast zweistündige Show, während seine fantastische Band für eine wunderschöne und äußerst abwechslungsreiche musikalische Untermalung sorgte“.

„Mit einfallsreichen visuellen Effekten und zahlreichen Outfitwechseln war es eine dynamische und abwechslungsreiche Darbietung, die das Publikum auch in Bezug auf die Instrumente auf eine Reise mitnahm - neben den üblichen Instrumenten wurden auch Harfe, Kuhglocke und Saxophon gespielt. Der Bühnenboden, das geschwungene Podest, das Klavier und das Schlagzeug, alles in Kreideweiß, waren eine Konstante“, so beschrieb er den Abend.