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Den Three Lions zum Trotz - Rod Stewart regiert in Köln

Da, wo vor wenigen Tagen noch zehntausende schottische Fußballfans ihre Tartan Army bei der Fußball-Europameisterschaft gefeiert haben, waren diesmal die Engländer „los“. Im Kölner Stadion traf am Dienstag England auf Slowenien und insofern tummelten sich um den Kölner Dom nun die zahlreichen Anhänger der Three Lions.

Einen Engländer, der am späten Nachmittag von London kommend in Köln einflog, interessierte dieses Spiel höchstens am Rande. Sir Rod Stewart, sowieso eher ein bekennender Anhänger der schottischen Mannschaft, hatte einen Auftrag. ONE LAST TIME sollte er parallel zum Englandspiel in der Lanxess Arena auf der Bühne stehen und seinen Fans die Lieder seiner Karriere präsentieren. Gesagt, getan.

Stewart schaffte es, dass es niemanden der knapp 20.000 Menschen in der Arena auch nur annährend interessierte, dass sich die Engländer um Harry Kane nur knappe neun Kilometer entfernt gegen Slowenien „einen abbrachen“ und nicht über ein mageres 0:0 hinauskamen. 

In der Arena regierte einzig und alleine Sir Rod und sorgte für eine Party, die gute zwei Stunden andauerte. Der 79-Jährige „haute“ dann auch gleich zu Beginn mit ADDICTED TO LOVE, YOU WEAR IT WELL und HAVIN‘ A PARTY drei Songs raus, die das Publikum so richtig in Fahrt brachten. Rod gönnte sich und den Fans keine Pause. Mit TONIGHT I’M YOURS und dem Bonnie-Tyler-Klassiker IT’S A HEARTACHE legte er gleich nochmal frische Partykohle ins Feuer. Und so ging es dann auch weiter. Zwischendurch wurde ab und zu einmal bei Schmachtsongs wie TONIGHT’S THE NIGHT oder I DON’T WANT TO TALK ABOUT IT durchgepustet und auch bei dem ein oder anderen Kostümwechsel konnte Sir Rod einmal etwas durchatmen. Wenn er für ein neues Outfit hinter der Bühne verschwand, übernahm seine Band vorne das Kommando und setzte nahtlos dort an, wo Stewart gerade aufgehört hatte. I’M EVERY WOMAN und HOT STUFF schmetterten die Sängerinnen den 20.000 dann entgegen. Der Stimmung in der Arena tat dies überhaupt keinen Abbruch und nun wurde auch dem Letzten klar, die Partyzone in der Domstadt befand sich an diesem Abend nicht im Stadion, sondern in der Lanxess Arena. 

Rod Stewart ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, seine Anti-Kriegshaltung erneut kundzutun und widmete den Song RHYTHM OF MY HEART erneut der Ukraine und dem vom Krieg gebeutelten ukrainischen Volk. Sein „Fuck Putin“ kam in der Domstadt an – anders als zuletzt in Leipzig und Budapest, wo einige Fans diese Aussagen des Sängers mit Pfiffen und Buhrufen bedachten. Aber in Köln erntete Rod dafür nur wohltuenden Applaus. „Juhu statt Buh“ – schrieb dazu der Kölner Stadtanzeiger. 

Die gut zwei Stunden in der Arena gingen für viele Fans wieder einmal viel zu schnell zu Ende und Stewart trat zum Ende der Show noch einmal richtig aufs Gaspedal. BABY JANE, SOME GUYS HAVE ALL THE LUCK, DA YA THINK I’M SEXY und das legendäre SAILING beendeten den wunderbaren Abend. 

Auch die Presse hielt hohe Lobreden auf Sir Rod. „Er wächst an diesem Abend über sich hinaus“, schrieb die WAZ aus Essen. „Er ist ein echtes Multifunktionstool, ein souveräner Vollprofi am Mikrofon. Und ein ewig junger Sänger dazu mit seinem weit aufgeknöpften Hemd und den Hintern voller Hummeln: Er macht den Hampelmann, lässt seine Hüften kreisen, wackelt mit seinem ausgestreckten Po und zaubert Figuren aufs Parkett, wie es eigentlich nur Eiskunstläufer hinbekommen. Nicht die Spur von einem Mann, der im kommenden Jahr das achte Jahrzehnt vollmacht“, schwärmt die Aachener Zeitung. 

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.


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